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Radiobeitrag: Kirche zum Hören

22.11.09, Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge – so werden sie im Fachjargon genannt.

Jugendliche, die aus ihren Heimatländern auf abenteuerliche Weise geflohen sind. Gegen Bezahlung, mit Hilfe von Schleppern. Eine von ihnen ist Fatima. Die sechzehnjährige Iranerin wurde vor einem Jahr in Wuppertal ausgesetzt. Dort wurde sie von der Polizei am Bahnhof aufgegriffen und ins Heim gebracht. Doch Fatima hatte ein wenig Glück im Unglück. Sie hat eine Frau an ihrer Seite, die sie intensiv betreut, Silke Dose, ehrenamtlicher Vormund. Was ist das besondere an einer ehrenamtlichen Vormundschaft:

O-Ton: Wir haben wesentlich mehr Zeit oder investieren mehr Zeit, wir machen das freiwillig und können so auch besser den Jugendlichen begleiten z.B. bei  Asylanträgen oder Asylverfahren oder sonstigen Angelegenheiten.

Autorin: Zeit für die Mündel – das ist außerordentlich wichtig. Auf einen Vormund kommen bei ganzer Stelle normalerweise 80 Mündel. Da bleibt nicht viel Zeit für den Einzelfall. Deshalb hat die Wuppertaler Diakonie vor zwei Jahren dieses landesweit einmalige Projekt gestartet. Ehrenamtliche Vormundschaften für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Zehn Ehrenamtliche wurden gesucht und ausgebildet. Die gelernte Sozialpädagogin und Mitarbeiterin der Diakonie Silke Dose ist eine von ihnen, die die kleine Ausbildung durchlaufen hat: :

O-Ton: Das fand ich sehr gut zur Vorbereitung einer Vormundschaft, weil schon Grundlagen auch über Asylverfahren, Ausländerrecht uns da vermittelt wurden und das ist was womit ich mich vorher noch nicht auseinandergesetzt hab und das ist schon wichtig sich vorher schon so ein bisschen damit beschäftigt zu haben.

Autorin: Für ein Interview stand Fatima nicht zur Verfügung. Sie ist schwer traumatisiert. Über ihre Geschichte zu reden, fällt ihr sehr schwer. Sie und ihre Familie stammen aus Palästina und lebten bereits im Irak als Flüchtlinge. Eine Zeit lang ging alles gut. Ihr Vater hatte einen kleinen Friseursalon. Die Familie hatte ihr Auskommen. Doch dann wurde ihr Vater von Shiiten ermordet. Fatima floh mit ihrer Mutter und ihrem Bruder in ein Flüchtlingslager . Von dort aus schickte ihre Mutter sie dann mit Schleppern nach Deutschland. Seitdem hat sie nie wieder etwas von ihrer Mutter und ihrem Bruder gehört. Silke Dose versucht jetzt über internationale Hilfsorganisationen ihre Familie zu finden. Ob Fatima Silke Doses Engagement zu schätzen weiß:

O-Ton: (Eine direkte Rückmeldung habe ich nicht bekommen nach dem Motto: das ist toll, dass es sie gibt oder das sie das machen, aber) ich merke schon, dass mein Mündel die Zeit intensiv nutzt und auch die Gespräche, die wir miteinander führen sehr gut findet und viel über die Vergangenheit redet und Probleme intensiv mit mir diskutiert.

Autorin: Dass ist natürlich sehr wichtig, damit Silke Dose alles tun kann,was in ihrer Macht steht, um Fatima zu unterstützen. Dabei erfährt auch sie Unterstützung. Neben dem Angebot von Supervision gibt es eine Fachkollegin, die für Fragen stets zur Verfügung steht. Außerdem gibt es regelmässige Treffen derer die eine ehrenamtliche Vormundschaft übernommen haben.

O-Ton: Das finde ich ganz toll, weil ich denke, da gibt es auch sehr viel belastende Momente für den Einzelnen und allein die Möglichkeit zu haben, ist sehr wichtig.

Autorin: Bleibt zu hoffen, dass dieses landesweit einmalige und erfolgreiche Projekt viele Nachahmer findet.

 

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